10.07.2023

„Die Jugend verkörpert die Hoffnung“

7 junge Menschen sitzen auf einem Diskussionspanel der Youth Climate Conclave 2023

Die vierte Auflage des Youth Climate Conclave (YCC) fand 2023 in Indien statt. Nachdem die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) das YCC in den ersten Jahren erfolgreich unterstützt hatte, fand es nun erstmals ohne direkte Unterstützung der IKI statt. Dies zeigt, wie die IKI innovative Ideen und Initiativen voranbringen kann.

Ein Interview mit Dr. Livleen K Kahlon, Senior Fellow und stellvertretende Direktorin für Umwelterziehung und -aufklärung beim Institut für Energie und Ressourcen (TERI) über die Bedeutung der Jugend im Klimaschutz.

Was sind die Youth Climate Conclaves?

Das Youth Climate Conclave (YCC) ist ein innovatives Aufklärungsprogramm zum Klimawandel, das auf den beiden Prinzipien Kompentenzsaufbau und Wettbewerb beruht. Es ist eine kollaborative Idee, die mit Unterstützung von gleichgesinnten Partnerinnen und Partnern im Jahr 2019 entworfen wurde.

Am besten lässt sich die Entwicklung des Youth Climate Conclave mit dem berühmten Satz „Nichts ist so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist” von Victor Hugo, dem französischen Schriftsteller, beschreiben. Seit der Gründung des YCC ging es stetig voran, und das Programm hat sich für die jüngere Bevölkerung zu einer mit Spannung erwarteten jährlichen Veranstaltung entwickelt. Es ist weltweit anerkannt, dass es einen dringenden Bedarf an Lösungsansätzen zur Bekämpfung des Klimawandels gibt, die an den Bürgerinnen und Bürgern ausgerichtet sind und Verhaltensänderungen im Einklang mit einer umweltfreundlichen Lebensweise fördern können. Jugendliche fungieren als Vorboten des Wandels und repräsentieren die Mehrheit der globalen Bevölkerung. Daher müssen wir mit der jüngeren Bevölkerung in Kontakt treten und ihnen dabei helfen, mehr über den Klimawandel zu erfahren und zu lernen. Dadurch können wir einen Paradigmenwechsel in ihrem Verhalten fördern. Wir müssen die Klimaerziehung sowohl formell als auch nicht formell in die Bildung junger Menschen integrieren.

Welches Ziel verfolgt das YCC?

Das YCC ist darauf ausgerichtet, die Energie und Begeisterungsfähigkeit junger Menschen hin zu einer verantwortungsvollen Denkweise zu lenken, um einen tiefgreifenden Wandel in unserer Gesellschaft voranzutreiben. Das Programm fällt in die Aktionsdekade (2020-2030) der Vereinten Nationen zur Realisierung der Nachhaltigkeitsziele bis 2030. Die Zeitplanung für das YCC fällt auch mit der Übernahme der G20-Präsidentschaft Indiens sowie der Popularisierung der Mission Lebensstil für die Umwelt (LiFE) zusammen. Das Bewusstsein für diese Entwicklungen zusammen mit der Förderung der Klimawissenschaft und einer nachhaltigen Entwicklung bildeten das Hauptmotiv für das YCC 2023. Neben der Erweiterung des technischen Wissens lag der Schwerpunkt der diesjährigen Veranstaltung auf der Stärkung der Fähigkeiten für das 21. in der Jugend. Diese Fähigkeiten umfassen unter anderem kritisches Denken, Kreativität, wissenschaftliches Verständnis, Kommunikation, Kollaboration, Mehrsprachigkeit, Problemlösung, Ethik, soziale Verantwortung und digitale Kompetenzen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer arbeiten auch einen Entwurf für ein „Versprechen der Jugend“ aus, das jährlich auf dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung vorgestellt wird.

Wer kann am YCC teilnehmen?

Schülerinnen und Schüler im Alter von 13 bis 18 Jahren sowie Studentinnen und Studenten in grundständigen und weiterführenden Studiengängen anerkannter akademischer Einrichtungen im Alter von 19 bis 25 Jahren. Willkommen sind auch junge Berufstätige, die ihre Meinung äußern und einen Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft leisten wollen.

Welche Themen standen 2023 im Mittelpunkt? Was war eines der wichtigsten Ergebnisse oder eine der wichtigsten Errungenschaften des YCC?

Das YCC 2023 konzentrierte sich im Wesentlichen auf den Kompetenzaufbau bei Jugendlichen im Zusammenhang mit der wissenschaftlichen Seite des Klimawandels und zugehörigen globalen Prozessen. Das geht einher mit der Rolle, die verschiedene Stakeholder beim Fortschritt von Maßnahmen für den Klimaschutz und die nachhaltige Entwicklung spielen.

Das YCC-Projekt hat sich seiner Gründung im Jahr 2019 zu einem prestigeträchtigen Programm entwickelt, aus dem bereits verschiedene Ableger hervorgegangen sind. In diesem Zusammenhang sollte insbesondere das Jugend-Arbeitsdokument hervorgehoben werden, das anlässlich der Jugendveranstaltung in Mailand, Italien, im Vorfeld zur 26. Vertragsstaatenkonferenz im Rahmen einer Präsenzveranstaltung unter dem Motto „Jugend, Wissenschaft und Klimaschutz“ vorgestellt wurde. Organisiert wurde diese Veranstaltung anlässlich des Besuchs von Frans Timmermans, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Europäischen Green Deals der Europäischen Kommission (EK) im Oktober 2021 und eines speziellen Jugendplenums, das im Rahmen des TERI-Weltgipfels für 2022 und 2023 stattgefunden hat.

Weitere Meilensteine waren eine interaktive Jugendveranstaltung mit der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, im April 2022 und die Vorstellung des Projekts im Rahmen des Friedensforums in Paris (2022). Jede dieser Aktivitäten repräsentiert eine wichtige Errungenschaft des YCC, die uns dazu ermutigt, auf weitere Möglichkeiten dieser Art hinzuarbeiten.

Warum ist Ihrer Meinung nach die Rolle der Jugend bei der Bekämpfung des Klimawandels so wichtig?

Wir leben im Zeitalter des Anthropozäns, einem Begriff, der eine neue planetarische Epoche markiert, in der wir Menschen die biologische und geophysikalische Zusammensetzung bzw. die zugehörigen Prozesse auf dem Planeten Erde prägen. Es gibt erdrückende Beweise dafür, dass alle Systeme der Erde, das heißt, die Atmosphäre, Hydrosphäre und Lithosphäre, in der gegenwärtigen Epoche durch Eingriffe des Menschen stark verändert werden. Die Jugend macht den größten Teil der Weltbevölkerung aus. Daher ist es so wichtig, Jugendliche in den Klimaschutz einzubeziehen. Zu diesem Zweck müssen wir in die Klimaerziehung investieren und Jugendlichen die Möglichkeit geben, ihre Sichtweisen in die jeweiligen Entscheidungsprozesse einzubringen. Es gilt, die Jugend durch intensive Ausbildung und die Vermittlung transversaler Kompetenzen auf Führungsrollen auf dem Gebiet der nachhaltigen Entwicklung vorzubereiten. Wir müssen die Chancengleichheit beim Kompetenzaufbau junger Menschen fördern, damit sie in ihren zukünftigen Berufen die Nachhaltigkeit sowohl in ihrem Denken als auch in ihrer beruflichen Praxis verinnerlichen.

Was machen Jugendliche anders als Erwachsene?

Die Jugend verkörpert die Hoffnung. Junge Menschen agieren in der Tat als Vorboten für umfassende Veränderungen durch eine neu ausgerichtete Vision von Innovation, Wandel und Vielfalt, wenn es darum geht, die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten, die zu einem Anstieg der Kohlenstoffemissionen beitragen, zu minimieren. Jugendliche bringen eine neue Perspektive ein, und ihre ehrlichen Meinungsäußerungen werden uns dabei unterstützen, eine neue Ära der Möglichkeiten für einen Wandel in der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung einzuleiten. Das derzeitige globale Governance-Modell erfordert eine von der Jugend getragene politische Reaktion, die auf die spezifischen lokalen Zusammenhänge und Bedürfnisse zugeschnitten ist. Die Jugend mit ihrem Alter als Vorteil kann Experimente wagen und neue Narrative schaffen, um die ökologischen Herausforderungen anzugehen. Vor diesem Hintergrund kommt dem generationsübergreifenden Dialog eine entscheidende Bedeutung zu, bei dem die Erfahrungen älterer Generationen mit der Begeisterungsfähigkeit und dem Engagement einer dynamischen jüngeren Bevölkerung miteinander in Einklang gebracht werden.

Was können politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger beim Klimaschutz aus den Lösungsansätzen junger Menschen lernen?

Es ist die Pflicht politischer Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger, die Beiträge und Interessen junger Menschen bei den politischen Entwürfen für ein sozioökonomisches Wachstum zu berücksichtigen. Ebenso wichtig ist es, Praktiken zu etablieren, die die Perspektiven und Wünsche junger Menschen in globale Lernräume einbeziehen. Wir müssen politische Richtlinien entwerfen, die eine neue und ungehinderte Sicht auf die Rollen, Verantwortlichkeiten, Kompetenzen und Rechte junger Menschen ermöglichen, um die Verantwortung der Nationen im Hinblick auf ihre Haltung gegenüber dem Klimawandel zu überdenken.

Ein Bestandteil des YCC ist auch immer ein Foto- und Videowettbewerb. Was beeindruckt Sie bei den Einsendungen am meisten?

Jeder Beitrag zum Wettbewerb bietet eine Gelegenheit, etwas zu lernen. Was mich beeindruckt, sind die einzigartigen Perspektiven bezüglich nachhaltiger Lebensstile, Klimagerechtigkeit und Niedrigemissionspfaden, die durch diese Wettbewerbe vermittelt werden. Die begeisterte Teilnahme junger Menschen ist ein Beleg dafür, wie sehr sie sich für ihre Umwelt einsetzen. Solange wir diese Gesprächskorridore offen halten und Jugendliche ihre Sichtweise einbringen können, gibt es Hoffnung. Wir müssen uns die Zeit nehmen und uns diese Meisterwerke der Sorge und des Engagements für den Umweltschutz unvoreingenommen anschauen. Nur so können wir unseren weiteren Weg planen, der die Prioritäten, die Entwicklung und den Erfolg unserer jüngeren Bevölkerung berücksichtigt.

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Kontakt

IKI Office
Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH
Stresemannstraße 69-71

10963 Berlin

iki-office@z-u-g.org

Interviewpartnerin

Livleen K. Kahlon

Dr. Livleen K Kahlon, Senior Fellow und stellvertretende Direktorin für Umwelterziehung und -aufklärung beim Institut für Energie und Ressourcen (TERI) über die Bedeutung der Jugend im Klimaschutz.

Partnerinnen und Partner des YCC

Die bisherigen YCCs wurden im Rahmen des Projekts „Strategische Partnerschaften für die Durchführung des Pariser Klimaschutzabkommens (SPIPA)“ durchgeführt und von der Europäischen Union (EU) und der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) gemeinsam finanziell gefördert. Das TERI ist einer der YCC-Partner.